


Visualisierung: Denkpinsel, Michael Meier
Das schöne Leben 2.0
Eine neue, grosse Erzählung für unsere Zukunft
Was ist die Botschaft von »Das schöne Leben 2.0«?
Alle Lösungsansätze für einen Wandel sind vorhanden oder können innert nützlicher Frist entwickelt werden. Die meisten Menschen gehen aber davon aus, dass ein nachhaltiger Lebensstil Verzicht bedeutet. Der Essay von Manuel Lehmann widerlegt dies und liefert eine bessere Erzählung. Eine Erzählung der Fülle anstatt des Mangels.
Der Essay wartet mit gut verständlichen Überlegungen zur Neudefinition des schönen Lebens auf, der Bezüge macht zu verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Fragestellung ist, welche Glaubenssätze des 20. Jahrhunderts – sowohl aus der Ökonomie wie auch den Umweltwissenschaften - überholt sind und durch was sie ersetzt werden können. In diesem Zusammenhang fragt der Essay nach den Potentialen der Digitalisierung, von kollaborativen Wirtschaftsansätzen und der nachhaltigen Entwicklung.
lasst uns eine Community für das Schöne Leben 2.0 Bilden!
Wir wollen nicht nur einen Text veröffentlichen, sondern mit der Botschaft des schönen Lebens und der Fülle eine Community aufbauen. Du kannst selber zur Botschafter:in für das Schöne Leben 2.0 werden. Die Webseite ermöglicht dies durch spezifische Tools für die Kommunikation. Durch die Veröffentlichung dieses Essays soll die Kernzielgruppe für Ima Adama erreicht werden, die das Projekt als Community weiterträgt und die Ideen des Schönen Leben 2.0 überall bekannt machen. Dies wird unterstützt durch die Organisationsform der Genossenschaft, aber auch durch die Entwicklung von Zukunftslaboren als lokale Treffpunkte und gemeinschaftsgetragene Lernorte. Die Community setzt sich in einem Lernprozesse damit auseinander, welche Narrative für wen funktionieren könnten und teilt ihre Erkenntnisse mit anderen.
Zielgruppe
Das Buch spricht das gleiche Publikum an, wie der Film «Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen», der über eine Million Menschen in die Kinos gelockt hat. Mit Bezug auf die Sinus-Milieus sind dies eher die postmaterialistisch orientierten Gruppen. Nach dem Modell von Spiral Dynamics sind es die Milieus mit «grünen» und «gelben» Wertvorstellungen. Das Buch fokussiert mit der Neudefinition des schönen Lebens aber auf die Mitte der Gesellschaft. So können auch von dort Menschen angesprochen werden, die an Zeitfragen interessiert sind.
Inhalt des Buches
Kapitel 1 – Ist das schöne Leben noch möglich?
Die beiden ersten, kurzen Kapitel haben einführenden Charakter. Es werden verschiedene Themen rund um das schöne Leben angetippt. Im Laufe des Buches werden diese Themen wieder aufgegriffen und vertieft. Das erste Kapitel widmet sich folgenden Fragestellungen: Ist das schöne Leben noch möglich? Was ist der Unterschied zwischen dem guten und dem schönen Leben? Was können wir gewinnen bei der Neudefinition des schönen Lebens?
Kapitel 2 – Eine grosse Erzählung für unsere Zukunft
Kapitel 2 behandelt die Frage, wieso die Menschen sich an grossen Erzählungen orientieren. Es wird nach den Chancen und Risiken von grossen Narrativen gefragt und wieso wir in den 70er-Jahren nach der Erdölkrise und dem ersten Bericht des Club of Rome nicht ins Handeln gekommen sind.
3. Kapitel - Wieso die Welt so ist, wie sie ist (und was uns geprägt hat)?
In diesem Kapitel werden einige der relevanten und grossen Theorien und Entwicklungen der letzten zweihundert Jahre beschrieben. In der Ökonomie sind dies die Prinzipien von Konkurrenz und Kooperation. In der Philosophie sind es die Menschenbilder von Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau. Es wird dargestellt, wie wir aktuell zur technologischen Entwicklung stehen. Weiter werden folgende Fragen behandelt: Glauben wir noch an eine positive Zukunft? Was ist der Einfluss derer, die Angst haben, abgehängt zu werden? Wieso leben wir bereits seit langer Zeit in einem Denken, das vom Mangel und nicht von der Fülle ausgeht? Was ist die zukünftige Rolle der Medien, wenn es darum geht, die Welt zu erklären und wie können wir mit ihnen sinnvoll umgehen aufgrund der rasanten Veränderungen in diesem Bereich?
4. Kapitel - Die Geschichte von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung
Kapitel 4 widmet sich dem Themenfeld der Nachhaltigkeit. Was ist die Geschichte und der psychologische Hintergrund der Umweltbewegung? Wie lässt sie sich erklären unter Einbezug von Modellen aus der Verhaltensökonomie und dem Konzept von Spiral Dynamics? Weiter wird aufgezeigt, wieso es gut nachvollziehbare Widerstände gibt gegenüber der Entwicklung eines nachhaltigen Lebensstils.
5. Kapitel – Woher kommt die Idee des schönen Lebens?
Das fünfte Kapitel widmet sich der Frage, woher das schöne Leben kommt, mit einem Blick zurück
bis zur Reformation. Der Einfluss der französischen Revolution wird behandelt. Kurz darauf lieferte die Wissenschaft die ersten Definitionen von Schönheit. Der Beitrag der städtischen Bohème zum schönen Leben wird beschrieben. Und weiter wird gefragt, welche Weltstädte welche Mythen für die Entwicklung des schönen Lebens beisteuerten. Die Populärkultur liess ab 1900 und speziell in den 20er- und 50er-Jahren breite Bevölkerungsschichten für das schöne Leben schwelgen. Es wird nach der Bedeutung von einigen Beispielen wie der Musik von Edith Piaf und den Sissi-Filmen gefragt. Weiter wird es im 20. Jahrhundert für breitere Bevölkerungsschichten erstmals möglich, Urlaub zu machen. Trotz all dem sind viele immer noch stark einem Mangeldenken verhaftet, wie am Schluss des Kapitels festgestellt wird.
6. Kapitel - Wie wir uns in Zukunft organisieren werden
Kapitel 6 beschreibt die Wirtschaft der Zukunft und wie der persönliche Nutzen aussieht. Es beantwortet die Frage, wie wir zukünftig mit gutem Gewissen konsumieren können. Weiter werden die Chancen beschrieben, die in der Digitalisierung, kollaborativen Wirtschaftsansätzen (Sharing, Kooperativen, Cohousing, etc.) und den erneuerbaren Energien liegen. Was verändert sich dadurch für uns im Alltag? Wie können diese Ansätze und Veränderungen einen Wohlstand für alle möglich machen und uns damit die Fülle erschliessen? Das Kapitel schliesst mit Antworten auf die Frage ab, was wir bereits heute für uns verändern können.
7. Kapitel – Jetzt handeln!
Das letzte Kapitel zeigt zuerst die Handlungsmöglichkeiten für die Politik auf. Es beantwortet die Frage, wie es der Bevölkerung vermittelt werden kann, dass es Verhaltensänderungen auf Zeit braucht. Weiter wird die Frage behandelt, wie wir mit neuen Konsummustern glücklich(er) werden. Es wird aufgezeigt, wie ein nachhaltiger Lebensstil zum Statussymbol werden kann. Der Urlaub bedeutet den Menschen viel, wie im Kapitel 5 beschrieben wird. Darum vermittle ich eine Technik, die im Urlaub angewandt werden kann, um ein Bewusstsein für die Fülle zu entwickeln. Ich frage nach weiteren Bewusstseinstechniken und ihrem Stellenwert in der Gesellschaft. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Zitat aus dem Film «Tomorrow», das besagt, dass es darum geht, unser Potential zu verwirklichen, die Erde als das Wunder zu sehen, das sie ist, und die Fülle und die Schönheit zu leben.
Ist das schöne Leben noch möglich?
Wir alle wollen das schöne Leben. Wir sind aber nicht mehr sicher, ob dies noch möglich ist, da der Aufbruch bereits lange her ist. Widersprüche wurden uns bewusst, die nicht so einfach auflösbar sind. Wir wissen, dass es jetzt grosse Veränderungen braucht! Die Menschheit steht vor ausserordentlichen Herausforderungen, die sie angehen muss. Dafür braucht es den entsprechenden Antrieb. Dies muss eine grosse Erzählung sein, die eine klare Mehrheit motivieren kann. Ein Narrativ, das uns fesselt und begeistert. Ein solches Narrativ war einmal das schöne Leben.
Es wird also in diesem Essay um nicht weniger, als um das schöne Leben gehen. Und nicht darum, gut oder besser zu leben. Dies hat eine moralische Komponente. Davon fühlt sich nur eine Minderheit angesprochen. Nein, es geht darum, schöner zu leben. Um etwas, was alle wollen. Es geht aber auch darum, wie wir dies persönlich für uns bereits heute erschliessen können.
Aber geht es uns materiell nicht sehr gut? Vielleicht sogar zu gut? So dass wir, mindestens in der westlichen Welt, eigentlich zu viel haben? Und nicht zu wenig? So dass wir entschlacken sollten? Wie ich darlegen werde, bin ich nicht dieser Meinung. Dabei geht es nicht um mehr Besitz und Luxus. Sondern um eine höhere Lebensqualität, die nochmals einen spürbaren Unterschied ausmacht. Das Materielle ist ein Bestandteil davon. Hier ist in meinem Empfinden noch Luft nach oben. Nicht im Sinne von noch mehr. Aber im Sinne von bessere und schönere Dinge zu konsumieren und zu besitzen. Noch viel mehr geht es aber um unsere Einstellung zu den Dingen und zum Leben.
Es gibt etwas zu gewinnen. Für alle. Ein grosses Versprechen? Ja. Ganz bewusst. Wir haben verlernt, gross zu denken. Ausser in Bezug auf bereits lange bestehende Denkweisen, Strategien und Muster, die aber eher hinderlich als nützlich sind. Wir erleben mit, wie sich diese bestehenden Strukturen und Gewissheiten zusehends auflösen. Für einen Übergang ins Neue braucht es Wegmarken. Dieser Essay macht Vorschläge, wie diese aussehen könnten. Es geht um eine Weiterentwicklung unseres Lebensstils. Dafür braucht es einen Diskurs. Dabei nur vom Bestehenden auszugehen, ist kein gangbarer Weg. Es braucht neue Lösungsansätze.
Dabei ist nicht einmal wesentlich, ob es diese neuen Lösungsansätze gibt (ich kann ihnen aufgrund meiner Erfahrung und Tätigkeit vergewissern, dass es sie gibt). Sondern, ob wir es für möglich halten, dass neue Lösungsansätze zu den notwendigen Veränderungen führen können. Tun wir dies? Wissenschaftler der Quantenphysik, der Neurologie und der Psychologie setzen sich zusehends damit auseinander, wie wir mit unserem Denken die Realität, und damit auch die Zukunft, beeinflussen. Zudem ist dies altes, magisches Wissen, dass lange nur in Geheimkulten vermittelt wurde. Mit Büchern rund ums Wünschen wurde dieses Wissen populär. Wer manifestieren will, braucht eine klare Vorstellung. Vor allem muss der Wünschende sich bewusst sein, wie sich das, was er sich wünscht, anfühlen soll. Dies ist für eine Gesellschaft nicht anders als für eine einzelne Person. Uns ist aber nicht nur diese Vision abhandengekommen. Wie dieses Buch auch aufzeigen wird, gibt es einige grosse Erzählungen in unserer Kultur, die so richtig negativ sind. Diese sehen keine positive Zukunft für die Menschheit.
Wer nach aktuellen Fakten sucht, um diese pessimistischen Weltbilder zu belegen, wird diese finden. Wir im Westen verbrauchen mit unserem Lebensstil drei Erden. Dies ist nur möglich auf Kosten von anderen und zukünftigen Bewohner/-innen des Planeten Erde. Wir überschreiten die ökologischen Belastungsgrenzen folglich bei weitem. Laut Klimawissenschaft bleiben uns noch zwanzig bis dreissig Jahre, bis wir sogenannte «Tipping Points» erreichen. Den Begriff brauchen die Forscher, wenn Entwicklungen nicht mehr aufgehalten werden können. Wenn ich dies erwähne, geht es mir nicht darum, für einen anderen Lebensstil einzutreten und damit unseren Wohlstand in Frage zu stellen. Und in Folge zum Verzicht aufzurufen. Sondern um die Tatsache, dass unser Wohlstand durch diese Entwicklungen in Frage gestellt werden wird.
Die positive Nachricht: Das Problem ist erkannt. Und auch ein grosser Teil der Lösungen sind uns bekannt. Wir sind gestartet! Spätestens mit der Klimakonferenz 2015 in Paris. Die Klimastreikenden haben ganz viel Druck gemacht. Sie zweifeln noch daran, dass eine Mehrheit ihrer Mitbürger sich dem Problem bewusst ist? Bereits 2012 zitierte Petra Pinzler in der «Zeit»» eine Studie, die die BertelsmannStiftung in Auftrag gegeben hat. Die Studie sagt aus, dass mehr als 80 % Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, dass es grosse Veränderungen braucht, um die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern. Zu wenig bekannt sind aber die Lösungsansätze. Oder eine Mehrheit glaubt nicht, dass diese zu einem Wandel führen können. So sind sie sich einem Problem bewusst, für das sie keine Lösung kennen. Dies führt häufig dazu, dass sie sich so verhalten, als würde es das Problem nicht geben. Dies halte ich für kein dummes Verhalten. Dies ist in dieser Situation eine Überlebensstrategie, die der eigenen psychischen Gesundheit sehr dienlich ist.
In Bezug auf Nachhaltigkeit, ist das gängige Bild, dass wir uns einschränken müssen. Wie ich in diesem Text aufzeigen werde, geht der Umweltdiskurs gegenwärtig in diese Richtung. Möchten Sie sich einschränken? Freiwillig und gerne, und nicht weil es von ihnen verlangt wird? Lieber nein. Dieser Essay formuliert eine Gegenthese zum Verzicht. Diese nenne ich die neue Formel. Oder die neue grosse Erzählung. Oder eben das neue Narrativ. Ein solches benötigen wir.
Diese Erzählung geht ganz einfach: Wir müssen uns rund zwanzig bis dreissig Jahre einschränken, bis der technologische Wandel vollzogen ist. Wenn wir schnell vorwärts machen, sind es zwanzig Jahre, sonst eher dreissig Jahre. Und es gibt eine ganz grosse Belohnung. Eine, die sich so richtig lohnt; ein Zeitalter der Fülle! Tönt gross, ich weiss. Soll es auch. So funktioniert Magie. Und ich werde ausführen, was ich darunter verstehe. Ich möchte bereits betonen, dass ein technologischer Wandel alleine nicht ausreicht. Es braucht auch Veränderungen im Sozialen, im Zusammenleben und in der Arbeitswelt. Darin sehe ich eine grosse Chance. Auch dies werde ich weiter ausführen.
Bis zu 30 % Prozent der Bevölkerung leben bereits heute mindestens teilweise nachhaltig. Sie sind aber nicht konsequent. Häufig tun sie dies etwas verschämt. Das hat seine Gründe, wie ich beschreiben werde. Rund 50 % Prozent der Menschen sind laut dem Umweltwissenschaftler Manfred Linz beweglich in ihrem Denken und Verhalten und liessen sich für die Sache gewinnen. Viele davon empfinden es aber aktuell als frustrierend, sich mit Umweltthemen auseinander zu setzen. Die Frage nach dem richtigen Konsumverhalten geht nicht ohne Auseinandersetzung mit den Problematiken. Sich mit diesen auseinander zu setzen, ist deprimierend. Dies ist für mich aus verschiedenen Gründen, die ich auch darlegen werde, sehr gut nachvollziehbar und verständlich. Ich kann es eigentlich niemanden empfehlen, sich mit diesen Problemen auseinander zu setzen. Dies geht eindeutig auf Kosten der Lebensqualität.
Gehen wir hypothetisch einmal davon aus, dass wir hier sind, um Freude zu haben, wie dies die meisten spirituellen Wege und Glaubensrichtungen betonen. Vor diesem Hintergrund liesse sich fragen, wie freudvoll die Umweltbewegung ist. Dieses Buch wird auch veranschaulichen, dass diese mehr von Verlustängsten um die Natur geprägt ist, als von der Lust ein neues, schöneres und umweltverträglicheres Leben zu erfinden.
Sowohl unsere Arbeitswelt mit ihren Mechanismen wie auch die beschriebenen Herausforderungen im Umweltbereich setzen aktuell viele Menschen unter Druck. So können wir gegenwärtig unsere Potentiale nicht vollumfänglich leben. Die Fülle wird aber dann erfahrbar, wenn uns dies gelingt. Aktuell schöpfen wir unter anderem die Potentiale, die im zwischenmenschlichen Bereich liegen bei weitem nicht aus. In kollaborativen Projekten lotet ein Teil von uns diese Möglichkeiten aber zusehends mehr aus. Auch davon wird dieser Text berichten. Wir bewegen uns von Win-Win-Situationen hin zu einem Win-Win-Win! Wir, unser Gegenüber, aber auch die, die nicht direkt involviert sind, können profitieren.
Eine grosse Erzählung für unsere Zukunft
Wer eine Veränderung will, muss wissen, wohin es gehen soll. Wissen wir dies? Wer ist sich bewusst, wie die Welt nach der Energiewende aussehen wird? Sind sich dies diejenigen bewusst, die es wissen müssten? Die Politik, die Wirtschaftsführer, die Wissenschaft? Setzen sie sich mit Zukunftsideen auseinander? Oder sind sie vorwiegend damit beschäftigt, das Bestehende zu verwalten?
Und wenn sie sich doch mit Zukunftsfragen auseinandersetzen, wird es dann nicht schnell kompliziert? Zu kompliziert, um es den Bürgerinnen und Bürgern zuzutrauen? Und vor allem zu kompliziert, um in einen Dialog zu gehen? Die alten Lösungsansätze sind einfach. Ist unsere Welt zu komplex und unübersichtlich geworden? Oder wissen wir einfach zu wenig darüber, wohin die Reise gehen wird?
Was wir jetzt brauchen, ist eine einfache Lösung, respektive eine Vereinfachung für ein kompliziertes Problem. Die Welt war aber bereits immer kompliziert. Einfach und verständlich wurde sie dann, wenn wir uns an Vereinfachungen festhalten konnten. An grossen Geschichten und Narrativen. An einfachen Formeln. Diese wurden uns lange von den Religionen geliefert. Der Glauben gab uns Halt. Dann kam der grosse Aufbruch. Erst die Aufklärung. Und dann der wissenschaftliche Aufbruch mit dem Versprechen von einem schönen Leben für alle! Auch dies gab uns Orientierung. Und vor allem die Motivation, uns dafür ins Zeug zu legen. Sich anzustrengen. Dies brachte tatsächlich den Wohlstand für viele.
Wie Nassim Nicholas Taleb in seinem Bestseller «Der Schwarze Schwan» beschreibt, neigen wir zu Vereinfachungen. Dabei kommt es aber auch zu narrativen Verzerrungen. Dies sind fehlerhafte Geschichten, die unsere Weltanschauung und Zukunftserwartungen prägen. Und auch solche haben sich eingeschlichen in den letzten Jahrzehnten, ja Jahrhunderten. Nun müssen wir diese korrigieren. Darum ist momentan vieles in Frage gestellt, an dem wir uns gehalten und orientiert haben. Dies löst erstmal ein Gefühl der Desorientierung aus.
Ich sehe aber die Tendenz, dass wir zu weit suchen. Dass es eigentlich einfach ist. Wir müssen die einfachen Formeln finden, die für das Neue stehen. Denen wir freiwillig gerne folgen. Der Mensch will frei sein. Er will über die Autonomie verfügen, frei zu entscheiden. Nach seinem Willen zu leben. Aus «frei» und «Wille» setzt sich das Wort freiwillig zusammen. Wir wollen uns nicht vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben. Darum sind starke Narrative wichtig. Der Nutzen muss für uns ersichtlich sein, damit wir einen bestimmten Lebensstil anstreben und freiwillig einem Ideal folgen.
Wir dürfen uns auf eine spannende Zeit einstellen. In der wir Gewohnheiten in Frage stellen und Dinge ausprobieren. Eine Zeit, spannend wie die Pionierzeiten, in den 1870er, 1880er sowie in den 20er- und 50er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Eine Zeit, die aber viel mehr verspricht als jedem sein Häuschen und seine Waschmaschine. Was wir brauchen, um zu entdecken, was diese Zeit mit sich bringt, ist Mut und Neugier.
In diesem Prozess müssen die Verantwortlichkeiten von Politik, Markt und Gesellschaft neu ausgehandelt werden. Lange sind wir mit einer Anspruchshaltung an Politik und Markt gut durchkommen. Dem Markt wurde zugetraut, dass er vieles oder sogar alles richten kann, wenn man ihn nur frei lässt. Und die Politik hat dann noch den Rest geregelt. Dies ist eine der fehlerhaften Geschichten, die uns in den letzten Jahrzehnten davon abgehalten hat, den nötigen technologischen Wandel anzugehen. Wir haben unsere Zukunft vom Erdöl abhängig gemacht. Einer endlichen Energieform. Anstatt auf unendlich verfügbare Energien wie Sonne, Wind und Gezeiten zu setzen. Und da wir nach der Erdölkrise in den 70er-Jahren und dem ersten, grossen Bericht vom Club of Rome (1972) nicht umgeschwenkt sind, sind wir jetzt gefordert. Wir hätten die Veränderung viel entspannter haben können. Es gibt aber auch ein Narrativ, dass wir die Welt unter zeitlichem Druck retten müssen. Auch diese Geschichte werde ich in diesem Essay noch beschreiben. Auch dieses Narrativ ist dem schönen Leben nicht zuträglich. Es wartet aber eine viel bessere Erzählung auf uns.
Die grosse Wiener Psychotherapeutin Eva Jaeggi wird in der Süddeutschen Zeitung mit der Aussage zitiert, dass es Menschen in Krisenzeiten hilft, an etwas zu glauben, eine Idee, ein Ideal, etwas, das größer ist als man selbst. Bevor wir dazu kommen können, müssen wir aber noch etwas mehr darüber wissen, wo wie heute stehen.
Wieso die Welt so ist, wie sie ist (und was uns geprägt hat)
Es gibt zwei grosse Erzählungen: Die eine ist, dass immer alles besser wird. Diese beziehen wir häufig auf die Technik. Oder haben sie auf die Technik bezogen. Die andere ist, dass immer alles immer schlechter wird. Diese beziehen wir eher auf die Gesellschaft und auf die sozialen Aspekte.
Die zweite Erzählung stimmt nicht. Es wird immer alles besser.
.....
In Kapitel 3 bis 5 wird eine Zeitanalyse geliefert, die es auf den Punkt bringt. Immer noch kurz und knackig. Aber doch um einiges ausführlicher als in Kapitel 1 und 2. Kapitel 6 dann zeigt nicht weniger als die Lösung auf. Das macht unglaublich viel Freude. Und bei Kapitel 7 ist deine Welt nicht mehr die gleiche. Die Welt wird zusehends schöner.
Wenn nur genügend Menschen diesen Essay lesen, verändert er tatsächlich die Welt. Also kreieren wir eine Webseite, die es einfach machen wird, diesen Text zu teilen. Und uns die finanziellen Mittel bringt, um weitere Projekte umzusetzen und eine Stiftung zu speisen, die den Wandel unterstützt. Der Essay wird voraussichtlich 2023 bei Ima Adama veröffentlicht werden.